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06.08.2013

Altes Hebammenwissen neu entdeckt

MKK-Geburtshelferinnen nutzen bewährtes Handwerkzeug

Foto: MKK Größtmögliche Sicherheit für Mutter und Kind: Inga Bogdan vermisst den Babybauch von Nancy Kruse. Doris Kreft, Leitende Hebamme am Johannes Wesling Klinikum Minden, beobachtet im Hintergrund das Geschehen

Foto: MKK Tägliches Arbeitswerkzeug einer jungen Hebamme: das Zentimetermaß zur Abmessung des Bauchumfangs der werdenden Mutter.

Foto: MKK Einmal um den Babybauch: Inga Bogdan bei der Vermessung des Babybauchs von Nancy Kruse.

Schwarz-gelb ist das Zentimetermaß von Inga Bogdan. Eine Farbwahl, die jedoch nichts mit einem Fußballverein aus dem Revier zu tun hat. Es ist das tägliche Arbeitswerkzeug einer jungen Hebamme, die damit Messungen bei werdenden Müttern vornimmt. Inga Bogdan hat zusammen mit 17 weiteren Schülerinnen der Hebammenschule Minden, ansässig an der Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken, altes Hebammenwissen wieder neu entdeckt.

„Justina Siegemund Preis erhalten“
Für diese Arbeit erhielten die Hebammenschülerinnen jüngst den mit 1.000 Euro dotierten Justina Siegemund Preis. Eine Auszeichnung, die das wissenschaftliche Arbeiten von Hebammen in der Ausbildung fördert. Benannt ist dieser Preis nach der Frau, die im Jahr 1690 das erste Lehrbuch für Hebammen schrieb und am brandenburgischen Hof arbeitete. Mit der aktuellen Arbeit der Hebammenschülerinnen ist bewiesen worden, dass die bewährten Methoden der damaligen Zeit heute immer noch ihre Gültigkeit haben.

„Man muss in den Frauen lesen können“
Mit Hilfe eines Zentimetermaßes vermisst Inga Bogdan den Bauchumfang von Nancy Kruse. Dabei geht es um das zu erwartende Geburtsgewicht. Damit kann beurteilt werden, ob ein normaler Geburtsverlauf zu erwarten ist und die Größe des Kindes zum mütterlichen Becken passt.

„Die Messung erfolgt nach folgender Methodik: einmal längs und anschließend quer um den Babybauch herum. Die Zahlenwerte ergeben das anzunehmende Geburtsgewicht“ erklärt Bogdan. „Man muss in den Frauen lesen können“ erklärt Doris Kreft, Leitende Hebamme am Johannes Wesling Klinikum Minden (JWK). Kreft hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung und ist als Lehrhebamme eine Institution im Mühlenkreis. „Uns ist wichtig, dass das uralte Hebammenwissen heute immer noch seine Gültigkeit hat. Die Weiterentwicklung in der Geburtshilfe ist enorm weit vorangeschritten. Das Altbewährte ist aber immer noch von großer Wichtigkeit und kann angewandt werden“ erklärt Kreft weiter.

1.000 Euro Prämie gehen an das Eltern-Kind-Zentrum im JWK
Neben der klassischen Ultraschallmethode zur Errechnung des Geburtsgewichts tastet Inga Bogdan weiter den Babybauch von Nancy Kruse ab. „Wir wollen die größtmögliche Sicherheit für Mutter und Kind und wenden altes und neues Wissen an“ erklärt Bogdan. Es ist erstaunlich zu entdecken, dass beide ihre Daseinsberechtigung haben“ sagt Bogdan weiter. Mit diesem Wissen können die jetzt frisch ausgebildeten Hebammen in ihr eigenständiges Berufsleben starten. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis geht an das Eltern-Kind-Zentrum am JWK. „Hebamme zu sein bedeutet uns allen sehr viel. Wir möchten Eltern und Kinder unterstützen, denen es gerade nicht so gut geht“ sagt Bogdan.